Jugend

Als ich meine Schule schließlich abgeschlossen hatte, ging ich mit meinen 16 schüchternen Lenzen – ja ich weiß, das glaubt mir heute keine Sau mehr – in die Fremde. Von der 30-köpfigen Klasse im Heimatort dicht neben meinem eigenen Bett, in einen Hörsaal mit 150 fremden Kommilitonen und in ein Studenten- und Lehrlingswohnheim.
Ich habe meiner Mutter nie gesagt, wie es dort oft zuging. Deshalb ist sie mit 79 auch noch bei bester Gesundheit.

An diesem Institut wurde meine Einstufung für die größte anzunehmende Peinlichkeit (GAP) neu definiert!
Eine Kommilitonin, die in meiner Bank saß, rückte während der Vorlesung zu mir auf. Ich wich aus, bis ich am Ende der Bankreihe ankam. Sie war mir zuvor schon aufgefallen, weil sie Ihre Füße auf den Bügel für die Schultaschen stellte, so dass ihr sommerlicher Rock zurück rutschte – ich meine weit zurück.
Ihr Blick ließ deutlich erkennen, das dies kein Versehen war.
Aus heutiger Sicht muss ich zugeben, dass sie sehr wohlgeformte Beine hatten, die mir das Blut heute sicher nicht mehr in den Kopf steigen lassen würden.
Hey hey! Jetzt bitte kein süffisantes Lächeln!

Damals kam hinzu, dass sie versuchte mich am Nacken zu kraulen.
Sie hatte mit Sicherheit ein diebisches Vergnügen dabei, meine peinlich berührte Reaktion zu beobachten.
Ja, ja, jetzt kommt das mit dem Blut im Kopf!

Die Krönung war, als unser Schulleiter während der Vorlesung zu uns sah und für alle hörbar sagte: „Fräulein R., bitte lassen sie doch bitte den armen Herrn G. in Ruhe!“
300 Augen schwenkten zu mir und die Erde tat sich auf.
Seither ist die Einheit für Peinlichkeit nach mir benannt – 1 G.
Normale Peinlichkeiten werden in Mikro-G  [µG] angegeben, große haben auch schon mal 10 Milli-G. [mG]

Danach konnte mich nicht mehr viel schocken. So brachte es mich auch nicht aus der Fassung, dass meine zweite große Liebe – ihr erinnert Euch, die erste war Gisela – nur aus Mitleid mit mir schlief.
Es war schön- das war die Hauptsache.

3 Antworten zu “Jugend

  1. grins, sehr schön beschrieben diese Geschichte und da Du so ein gut aussehender junger Mann mit toller Figur warst, ist das mit dem „Mitleid“ wohl vermutlich eher andersherum gewesen – oder?

  2. @ronja: jetzt klappts auch mit dem Link 😉
    Und nichts war „andersherum“. Alles wahrheitsgemäße Schilderungen, die durch meinen flapsigen Ton eher noch an Dramatik verlieren.

  3. – egal, Hauptsache es war schön. Genieße den Augenblick oder Carpe diem!

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