Archiv der Kategorie: Gestaunt

GEZ zeigt sich einsichtig

Es ist bekannt, dass die Gebühreneinzugszentrale sehr hartnäckig sein kann. Jetzt haben sie auch versucht, Adam Riese zu bewegen die Rundfunkgebühren zu begleichen. Er würde dafür wohl wenigVerständnis haben, da der Mathematiker vor 450 Jahren starb und wohl keinen Rundfunkempfänger sein Eigen nannte.

Ein Anruf der Museumschefin des Adam-Ries-Museum (Annaberg-Buchholz) genügte wider Erwarten jedoch, die GEZ zufrieden zu stellen.

Ich gebe zu, ich bin ein Schwein …

putzfrau2In einer ordentlichen, schwäbischen Gemeinde (gibt es andere?) lebt seit kurzem eine Frau, die mir am Wochenende klar machte, welch ein Ferkel ich bin.
Ich ging doch tatsächlich davon aus, es genüge vollkommen, wenn das Treppenhaus einer Mehrparteienwohnanlage einmal wöchentlich gewischt wird.
Weit gefehlt.
In einem anständigen Haus, musste auch sie sich beim Einzug erklären lassen, müsse das Treppenhaus täglich gekehrt und zweimal die Woche gewischt werden.
Einmal die Wochen werden die Briefkästen abgerieben, die Haustür gereinigt und Fingerspuren an Lichtschaltern entfernt.
Im Waschkeller genügt es diesen nur einmal die Woche zu wischen …
… und die Fenster zu putzen.

Hallo?

Im Waschkeller wöchentlich Fenster putzen?
Ich bin nicht nur ein Schwein – ich bin ein uneinsichtiges Schwein

Echo

Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.

Na ja, annähernd.

Zumindest ist das, was zurück kommt, eine Reflektion des Gerufenen, die jedoch verändert wird.
Die Frequenzen werden unterschiedlich reflektiert, zum Teil absorbiert, verschiedene Echos überlagern sich und manches Echo geht noch im lauten Gebrüll des Rufers unter.
Dadurch wird aus dem frischen, kräftigen „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?“ ein dünnes „… esel“

So ist es oft auch im ‚richtigen Leben‘.
Auf „Du bist eine tolle Frau! Ich bewundere wie Du Deinen Job machst!“ folgt „Du bist auch ganz ok.“
Die Antwort auf „Mir gefällt es nicht, wenn Du so mit Worten um Dich schlägst.“ lautet vielleicht „Arschl.ch“

(Diese Beispiele sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten zu echten Gesprächen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig)

Es scheint manchmal so, als habe das Echo nichts mit dem Ruf zu tun.
Das Echo ist das Ergebnis einer Wechselwirkung des Schalls mit der Oberfläche auf die er trifft. Es kann eine bemooste Fläche, ein belaubter Wald oder eine flache, harte Felswand sein.

Ich werde lernen müssen, wo ich was rufen kann, und welches Echo ich erwarten darf.

Oder ich lasse mich einfach überraschen … 😀

verirrt

Manchmal verlaufe ich mich in mir. Ich trotte dahin, ohne den Kopf einzuschalten, nehme viele der Eindrücke nicht war, gehe geradeaus, wo ich sonst abbiege, wende mich nach links, wo ich sonst den rechten Weg wähle und schon lande ich an einem Ort in mir, an dem ich noch nie war oder an den ich mich nicht erinnern kann.

Oft sind das düstere Ecken aber meiner Neugier und meinem Bedürfnis nach starken Reizen, ist das nicht unrecht. Mit einer seltsamen Faszination betrachte ich mein Inneres – wohlwissend dass ich mich damit manchmal nur im Kreis drehe. Aber in diesen Situationen ist es manchmal schon ein Fortschritt, überhaupt für etwas Interesse zu zeigen.

Hin und wieder entdecke ich aber – meist unter einer dicken Lage von Sedimenten – verborgene Talente. Fähigkeiten, die mir zwar oft Schmerzen bereiten, die ich aber trotzdem nicht missen möchte. Begabungen, die mir nicht wirklich fremd sind, an die ich mich vielleicht dunkel erinnern kann. Kleine, wieder entdeckte, schmerzhafte aber trotzdem schöne Schätze. Hin und wieder bin ich enttäuscht, wenn andere diese Eigenschaften nicht zu schätzen scheinen, aber das schmälert nicht ihren Wert.

Und ich gebe sie nicht her!

Bann gebrochen!

Wer mich kennt, weiß mit welcher Begeisterung ich Fussballergebnisse verfolge …

Solange der FC Bayern nicht verliert geht mir das alles am Arsch vorbei!

Aber heute wurde doch mein Fussballherz etwas zum Schlagen angeregt. Ich habe einige Jahre in der Fränkischen Schweiz in der Nähe von Forchheim gelebt. Der dort ansässige Verein Germania Forchheim hat im 10. Spiel der Kreisklasse Erlangen/Pegnitzgrund endlich den Bann gebrochen. Sie schossen ihr erstes Tor dieser Saison.

Sie haben das Heimspiel trotzdem etwas unglücklich mit 1:25 verloren.

Dennoch sieht das Torverhältnis aus zehn Spielen jetzt etwas freundlicher aus:

1:217

Dirndl-Express

Seit nunmehr 4 Monaten wohne ich wieder in dem Bundesland meiner Kindheit Baden Württemberg, nachdem ich 25 Jahre meines Lebens ins Bayern verbracht habe. Ich kann mich aber nicht erinnern, wann ich das letzte Mal – oder ob ich jemals – so viele Dirndl auf einmal sah.

Nach kurzem Nachdenken, erklärte ich es mir mit der Endstation des Zuges, München. Ich entstieg noch auf württembergischem Gebiet dieser Hölle aus wogenden Brüsten und gegröhlten hessischen Trinkliedern.

Morph

Nur noch 10 Stunden bis SIE bei mir ist.

Sie kommt schon näher. Noch nicht geographisch aber im Bewusstsein.
Die Veränderung ist schon spürbar.

Mein Atem wird ruhiger und tiefer, mein Herz schlägt langsamer doch fester, meine Gesichtsmuskeln sind entspannter, der Rücken strafft sich, in der Brust bildet sich ein Gefühl aus, das mir sagt: „Jetzt wird etwas richtig!“

Probleme sind keine Hindernisse mehr sondern Chancen. Anstrengende Kollegen wollen nicht mehr nur mich ärgern, sondern haben einfach einen schlechten Tag, den ich etwas verbessern kann, indem ich sie freundlich anlächle.

„Alles wird gut!“ ist immer noch ein blöder Spruch, aber heute glaube ich ihn …

Entdeckung

Hast Du Dich schon einmal selbst entdeckt?

Ich habe gestern meine alten Artikel gelesen. Ha, „alt“! den ersten hab‘ ich vor gerade mal 4 Monaten geschrieben.

Ich fand ein unvertraut breites Spektrum an Emotionen und Verhaltensweisen, von denen ich wusste, das es sie gibt, aber die noch nie zuvor von einem „Zeitzeugen“ dukumentiert wurden.

Glück, Resignation, Genuss, Enttäuschuing, Gespaltenheit, Entrüstung, Humor, Sarkasmus, Melancholie, Aggresivität, Trauer, Zweifel, Naivität, Grübelei, Nüchternheit, Verliebtheit, Langeweile, Leben, Gedankenlosigkeit, Philosophie, Macho, Memme, und ein gerüttelt Maß an Verrücktheit

Diese Eigenschaften sind mir nicht fremd, doch in der Reminiszenz sehe ich sie nur grau in grau. Verschwommene, unkonkrete, statische Bilder – kein Wiedererleben.
Und jetzt lese ich darüber, wie bei einem Fremden und langsam steigt die jeweilige Situation an die Oberfläche. Ich wundere mich über meinen wechselnden Stil, über meine eigenen Formulierungen. Keinen dieser Artikel könnte ich in dieser Form nochmal so schreiben.

Ich werde heute noch ein Backup machen. Wäre schade um diesen Schatz.

Der Weg

Ich steige in den Zug und es fühlt sich ganz normal an.
Wie auch sonst.
Schliesslich fahre ich jedes Jahr tausende von Kilometern mit der Bahn.

Aber trotzdem ist es heute etwas anderes.
Es ist keine Fahrt zu meinem Sohn.
Es ist keine Dienstreise.
Ich fahre zu IHR.
Es ist keine Welle der Erkenntnis, denn ich weiss es seit Wochen.
Trotzdem sickert während der Fahrt etwas in mein Fühlen und Denken.
Tropfen fallen auf meinen Geist und versickern zunächst als ob sie nie da gewesen wären.
Doch mit der Zeit durchdringen sie mich, füllen mich aus.
Es ist jetzt nicht länger ein Wissen zu IHR zu fahren, sondern ein Sein.
Jetzt bin ich nicht mehr nur ein Mann, der Zug fährt, liest oder aus dem Fenster sieht.
Ich bin Reisender.
Nicht nur ein Reisender zwischen den Orten. auch zwischen den Zeiten und den Realitäten.
Ich komme nicht in einem anderen Land an, sondern in einer anderen Welt.
Keine neue Welt die durch die Menschen und deren Sitten, durch das Klima oder die Landschaft geprägt ist.
Sie wird durch meine Empfindungen für SIE bestimmt.
Durch die Empathie zwischen uns.
Durch die vielen Farben und Formen, die ich in Ihrer Nähe sehe und fühle
und die immer wieder neu entstehen.
Ich kenne diese Frau nicht.
Ich kann sie nicht kennen!
Sie ist mein Rätsel.
Und ich bin nicht nur heute auf dem Weg zu ihr.

Evolution der Nassrasur

Schon vor 25000 Jahren haben sich Menschen Haare mit Werkzeugen entfernt. Höhlenmalereien sollen zeigen, dass sie dafür geschärfte Steine oder Muscheln benutzten.
Ich persönlich bin der Ansicht, dass sich manche Wissenschaftler zu sehr weit reichenden Interpretationen solcher oft grober Skizzen hinreißen lassen.

Skeptiker wie ich berufen sich daher lieber auf handfeste Fundstücke von Steinschabern, aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. Die Ägypter benutzten erstmals Messer aus Kupfer.

Im 17. Jahrhundert kamen in Sheffield klappbare Rasiermesser auf.
1901 entwickelte King Camp Gillette den Rasierhobel, den ich heute noch benutze (nicht das Original).

Neben solchen Auswüchsen wie Einwegrasierern gewannen Neuerungen wie die Doppelklinge (G2 Tandem) an Bedeutung, die neben dem technischen Fortschritt auch in Poesie und Musik Furore machten:

Ja, so glatt und so gründlich,
Ja, so gründlich und so glatt.
Weil die G2 zwei Schneiden hat …

Ab hier verzichte ich auf eine detaillierte Schilderung, weil ich diesen Beitrag noch im August posten möchte.

Es folgten

  • drei, vier und schließlich fünf Klingen, die zusätzlich einzeln schwingend gelagert sind
  • zusätzlich Streifen mir Gleitmittel
  • Gummilamellen die die Haare aufrichten
  • Schutzgitter, damit sich auch Anfänger nicht schneiden
  • in drei Freiheitsgraden schwenkbare Rasierköpfe
  • Elektroden, die mittels elektrischer Impulse die Haare zu Berge stehen lassen
  • Düsen für Pflegemittel
  • Füllstandsanzeige für deren Tank
  • Digitalanzeigen, die neben Uhrzeit, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die durchschnittliche Länge der Restbehaarung anzeigen
  • ein Boardcomputer der – abhängig von Alter, Geschlecht, Haarfarbe, religiöser und sexueller Ausrichtung – die nächste zu rasierende Region vorschlägt
  • etc.

Ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen, denn Wissenschaftler arbeiten heute schon an Modellen, die mittels Quantenrotation den Haaren an die Wurzel gehen wollen.