Ich hatte sie frei gelassen.
Mit überraschtem Blick hatten sie mich angesehen. „Ja, lauft!“ rief ich ihnen zu und unterstrich dies mit einer Geste. Kurzes Zögern, dann zerstreuten sie sich in alle Winde. Ungestüm wirbelten ihre Beine und hin und wieder wechselten sie abrupt die Richtung, wie um auszuprobieren, ob die Freiheit wirklich echt ist. Ausgelassen warfen sie sich in die Luft, schlüpften neugierig in Höhlen, zwängten sich durch dichtes Gestrüpp, wirbelten Laub auf und versuchten die Blätter zu fangen, ließen sich ins Wasser fallen und schüttelten sich heftig, wenn sie wieder heraus kamen. Sie warfen sich gegenseitig ins Gras und balgten ungestüm.
Ich erfreute mich an ihrer Lebenslust und ließ sie gewähren.
Doch plötzlich stürmten sie mit eingeklemmtem Schwanz zurück und versteckten sich zitternd hinter meinem Rücken. Eine dunkle Wolke senkte sich herab und keiner von ihnen mochte noch etwas von seiner Freiheit wissen oder diese nutzen. Über Wochen wagte keiner von ihnen, einen Fuß in diese bedrohliche Welt zu setzen. Jede Neugier wurde erdrückt von der Angst, die unangenehmen, fremden Seiten der Freiheit zu spüren.
Seit kurzem traut sich der eine oder andere vorsichtig ein Paar Schritte nach draußen zu tun, doch nicht ohne sich zwischendurch mit einem Blick, meiner Nähe zu vergewissern. Langsam lernen sie wieder Freiheit kennen – ob sie jedoch ihre unbeschwerte Freude daran wieder finden werden?