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Zermatt – Sankt Niklaus

Entzündete Bronchien und Stimmbänder lassen mich nachts schlecht schlafen.
Vorgestern war es so schlimm, dass ich beschloss erst einmal eine Weile fernzusehen, weil mich dies schon nach kurzer Zeit einzuschläfern verspricht.

Ich schaltete um 4:30 Uhr das erste Programm ein und sah gerade einen Lokführer in seinen Führerstand steigen. Ab diesem Moment blickte die Kamera starr nach vorn.

Langsam begannen die Schienen sich unter den Zug zu schieben und der Zug verließ den Bahnhof Zermatt. Allmählich schoben sich die ersten Büsche an mir vorbei. Mein Blick folgte der Oberleitung, die sich immer schneller von Mast zu Mast schwang. Das Rattern des Zuges hatte sich zu einem gleichmäßigen Rhythmus gesteigert und zog mich in eine Trance. An der Strecke zeigten sich Häuser und Höfe und verschwanden wieder.

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Manchmal folgten die Schienen dem Tätschbach später der Matter Vispa, ein anderes Mal verliefen sie entlang der Talstraße. Hin und wieder tauchten wir in das Schwarz eines Tunnels und dann begann ein kleiner Lichtpunkt zu wachsen, bis die Landschaft wieder das gesamte Sichtfeld erfüllte.

Die Kulisse der Berge verschob sich fast unmerklich nach links und rechts, während wir uns in leichten Kurven Richtung NNO bewegten. Auf geraden Teilstücken gewann ich fast den Eindruck, als bewege sich ein bedrucktes Förderband unter mir hindurch.
Kein einziger Kommentar, keine nervende Musik störten bei dieser wortlosen Fahrt durchs Tal und als der Zug nach 25 min in Sankt Niklaus einfuhr und zum Stehen kam, glaubte ich, mein Fernseher bewege sich von mir weg.

Ich war natürlich nicht müde und so dachte ich noch eine Weile über die Vermarktung von Zugfahrten auf DVD nach – Kaminfeuer verkauft sich schließlich auch – bis ich einschlief und vom Zugfahren träumte …

Ich fahr‘ dann jetzt mal Zug …

… den ich bin dieses WE bei meinem Sohn.

Ich sag ihm von Dir einen Gruß.